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Finanzierungsalternative für Existenzgründer: Crowdfunding

Mittwoch, 02.04.2014, Rainer Trautz

Crowdfunding (mit „Schwarmfinanzierung“ nur annähernd übersetzt) ist eine Finanzierungsform, die speziell für kleinere Projekte, Geschäftsideen oder Produkte geeignet ist. Im Regelfall sind damit vor allem Beträge von deutlich unter 10.000 EUR erreichbar.

Anders als bei einer Bankfinanzierung wird hier eine Masse von jeweils kleinen Beträgen über eine Community zur Verfügung gestellt. Wenn 200 Menschen jeweils zwanzig EUR zahlen, stehen dem Ideengeber / Gründer 4.000 EUR zur Verfügung.

In dieser Größenordnung erhält der Gründer das Geld bei einem Pre-Selling, ohne es wie bei einer Bankfinanzierung später zurückzahlen zu müssen. Die Geldgeber erhalten je nach Projekt und einzelnem Betrag von einem Dankeschön bis zu einem individualisierten Geschenk eine nicht-finanzielle Gegenleistung.

Einen medialen Erfolg erreichte 2012 die Firma Brainpool. Sie wollte für den Film „Stromberg“ innerhalb von 90 Tagen 1 Mio. EUR zusammensammeln. Erreicht war die Summe dann schon nach 1 Woche.

Crowdfunding gibt es in vier Ausprägungen: 

Crowd Investing

Investoren erhalten Anteile
am Projekt (auf Umsatz oder Gewinn)

Crowd Lending

Kredite werden am Ende der Laufzeit verzinst oder unverzinst getilgt.

Crowd Supporting / Crowd Pre-Selling

Unterstützer erhalten ein Dankeschön. Eine Rückzahlung der Gelder ist nicht vorgesehen. Eventuell gibt es ein nicht finanzielles Geschenk (individualisiertes Produkt, Besuch hinter den Kulissen o.Ä.)

Crowd Donating

Unterstützer spenden Gelder ohne direkte Gegenleistung.

 

Besondere Fantasie entwickeln Gründer / Ideenfinder vor allem beim Pre-Selling, weswegen wir uns dies hier einmal beispielhaft ansehen:

Ein junger Designer möchte sich mit der Produktion von modischen Taschen (Accessoires) selbständig machen. Sein Anspruch: funktional / stylisch / aber unbedingt fair und ökologisch produziert. Für die regionale Produktion einer ersten kleinen Kollektion, die im Direktvertrieb vermarktet werden soll, werden 4.000 EUR benötigt.

Mit einer der bestehenden Crowdfunding-Plattformen wird jetzt ein Vertrag geschlossen und eine Laufzeit für eine Aktion vereinbart. Der Designer möchte die 4.000 EUR in 60 Tagen sammeln. Dazu erstellt er einen kleinen Film, einen kurzen Businessplan und sucht erste Unterstützer.

Bei Beginn der Aktion nutzt er seine sozialen Kontakte (vor allem im Netz), um möglichst viele Geldgeber zu finden. Geldgeber erhalten für 5 EUR ein Dankeschön für ihr ökologisches Engagement, für 50 EUR eine Kosmetiktasche aus der neuen Kollektion, für 75 EUR eine Laptoptasche und für 150 EUR eine individuelle Tasche, deren Farbe und Stoff der Geldgeber frei wählen kann.

Die Geldgeber geben ihr Geld in den 60 Tagen an die Plattform. Sollte das Ziel erreicht werden, dann werden die 4.000 EUR am Ende der Aktion dem Designer überwiesen. Wird das Ziel nicht erreicht, erhalten die Geldgeber ihre Zahlungen vollständig zurück.

Einige Plattformen verlangen bei Erfolg eine kleine Gebühr, andere arbeiten auf Spendenbasis (oder über eigene Aktionen, bei denen sie Spenden einsammeln).

Um mit Crowdfunding erfolgreich Gelder einsammeln zu können, muss der Ideengeber (Gründer) sehr gut vernetzt sein. Außerdem muss es ihm gelingen, in der relativ beschränkten Zeit (üblich sind 30 bis 90 Tage) möglicht viele von seiner Idee zu begeistern.

Das Beispiel mit „Stromberg“ zeigt, dass bei einer ausreichend großen Community auch deutlich höhere Beträge möglich sind. Bei „Stromberg“ handelt es sich anders als beim Pre-Selling um ein Crowd Investing. Die insgesamt 3.000 Geldgeber erhalten Anteile an den Kinoerfolgen.

Aber tatsächlich finden wir vor allem mediale Projekte (Film, Musik, Buch, Theater). Akteure verfügen dabei oft schon über kleine Fangemeinden, die einfacher zu aktivieren sind.

Im Internet haben sich in den vergangenen 2 Jahren einige Crowdfunding-Plattformen gebildet.

Die größte deutsche Community „Startnext“  fördert vor allem Kreative, Erfinder und Künstler.

Mit „Sciencestarter“  werden wissenschaftliche Projekte angesprochen.

„100 Fans“  ist für Autoren gedacht.

„Spieleschmiede“  sucht kreative Spiele-Ideen.

Neben den nationalen und internationalen Plattformen sind regionale Communities entstanden (zum Beispiel Dresden-Durchstarter).

Für das Crowdinvesting finden sich Plattformen wie Seedmatch.

Die Entwicklung des Crowdfunding steht erst am Anfang. Für Gründer mit einer attraktiven Idee und mit einer guten Fangemeinde oder der Möglichkeit, schnell viele Unterstützer zu finden, kann das Crowdfunding eine gute Alternative zu anderen Finanzierungsarten sein.

Gerade der rasante Aufbau von Plattformen sollte zur Vorsicht mahnen. Unseriöse Plattformen sind nicht so schnell zu erkennen.

Noch gibt es wenig rechtliche und steuerliche Entscheidungen zum Crowdfunding. Dort wo Gelder eingesammelt werden, sind diese vermutlich als Betriebseinnahmen zu behandeln. Aber ist auch Umsatzsteuer darauf fällig?

Fragen über Fragen, die sicher erst langsam Einzug in die Gerichte halten. Daher sollte jedes Projekt auch rechtlich und steuerlich geprüft werden.

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 02.04.2014 um 13:10 Uhr veröffentlicht und ist in den Kategorien Finanzierung verfügbar. Sie können zu diesem Beitrag einen Kommentar hinterlassen.

 

 


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